
Wenn ein Mensch mit Demenz das Krankenhaus verlässt, beginnt für seine Angehörigen meist eine besonders herausfordernde Zeit. Sie tragen oft weitgehend allein die Verantwortung für Organisation, Pflege und emotionale Stabilisierung in der Folgezeit. Genau hier können Angehörigengruppen eine zentrale Rolle spielen – vorausgesetzt, sie werden überhaupt bekannt gemacht. In vielen Kliniken heißt es bisher nur: „Es gibt da was, googeln Sie mal.“. Das reicht nicht.
Aufgabe für Entlassmanagement und Demenzbeauftragte im Krankenhaus – mehr Information schaffen: und anders.
Ihr Ziel sollte es sein, aus einem vagen Hinweis eine konkrete, hilfreiche Handlungsanleitung für Angehörige zu machen. Einige Aspekte, wie das gelingen kann:
1. Angehörige benötigen Klarheit. Deshalb sollten Sie regional zugeschnittene Informationsblätter zusammenstellen, die konkrete Selbsthilfegruppen bzw. Ansprechpartner nennen – inklusive Kontakt, Uhrzeit, Ort (ggf. online), Zielgruppe und ggfs. QR-Code zur Anmeldung. Wenn möglich, fügen Sie Kurzportraits der Gruppen und Ansprechpartner bei – ein Satz genügt – um Hemmschwellen abzubauen. Diese Informationen sollten nicht nur als Handzettel verteilt, sondern auch digital über Tablets oder das Patienteninformationssystem zugänglich gemacht werden.
2. Eine Information ist umso hilfreicher, je besser sie kontextualisiert wird. Krankenhausmitarbeitende im Entlassmanagement können Schulungen zur niedrigschwelligen und empathischen Kommunikation besuchen: Was passiert in einer Angehörigengruppe? Warum kann das guttun? Wie hat es anderen geholfen? Die Empfehlung wird so zu einer echten Einladung, nicht nur zu einem abgearbeiteten weiteren Auftrag. Selbsthilfegruppen werden nicht als „Add-on“, sondern als Bestandteil eines funktionierenden Nachsorgesystems begriffen.
Kommunikative Feinheit: Es kann klug sein, den Begriff „Selbsthilfegruppe“ zu vermeiden, wenn er Widerstände auslöst. Stattdessen sprechen Sie von „Austauschkreisen“ oder „Treffpunkten für Angehörige“. Zeigen Sie Verständnis für Sorgen wie Zeitmangel oder Scham und bieten flexible Formate (online, abends, unverbindlich). Grundhaltung: Ein Angebot machen, nicht drängen.
3. Zuständigkeiten klären und Qualität sichern
Eine Person der Klinik ist explizit für die Aktualisierung und Pflege der Informationen zu Selbsthilfegruppen verantwortlich. Zudem wird der Punkt „Selbsthilfe thematisiert?“ in die Checkliste zur Entlassung aufgenommen. Kooperationen mit regionalen Alzheimer-Gesellschaften stellen sicher, dass das Material aktuell bleibt.

Selbsttest: Informieren wir Angehörige ausreichend über Selbsthilfegruppen und Demenz?
Beantworten Sie die folgenden Fragen, um einzuschätzen, wie gut Angehörige in Ihrer Einrichtung informiert und eingebunden werden:
Ergebnis: Mehr Stabilität nach der Entlassung – Drehtüreffekte vermeiden
Rückmeldungen zeigen: Angehörige, die sich vernetzen, sind besser informiert, emotional stabiler und holen sich früher professionelle Hilfe, wenn es brenzlig wird. Das entlastet nicht nur sie selbst, sondern auch das Kliniksystem. Selbsthilfegruppen zu vermitteln ist also keine Nebensache – es ist aktive Versorgungsqualität.
Fazit: Strukturiert, empathisch, vernetzt denken
Wenn Kliniken Angehörigen wirklich unterstützen wollen, muss die Informationsweitergabe neu gedacht werden. Das Entlassmanagement trägt dazu bei, dass pflegende Angehörige mit Perspektive nach Hause gehen. Das zahlt sich aus – menschlich wie strukturell.
Selbstverständlich müssen weitere Bereiche im Krankenhaus hier darauf untersucht werden, ob sie für die Vermeidung von Drehtüreffekten oder auch der Überschreitung der Verweildauer in Sachen Demenz ausreichend strukturiert sind. Die Informationsweitergabe an die weiterversorgenden Behandler und Institutionen ist dafür wesentlich. Mit Angehörigengruppen & regionalen Kontakten anzufangen ist ein einfacher, erster Schritt.
Jochen Gust
Frage an Angehörige von Menschen mit Demenz im Krankenhaus
Fühlten Sie sich ausreichend über Angehörigengruppen informiert?
Ist das nicht traurig, ich wollte so ein Projekt nach meiner Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft für unsere Station entwickeln, doch durch Neid und Missgunst einer toxischen Stationsleitung, werden meine Ideen einfach abgeschmettert, nichts passiert.Das Ei darf ja nicht mehr wissen, wie das Huhn.
Sie haben Recht, solche Vorgänge sind in der Tat traurig.