“There is no glory in prevention.” – es liegt kein Ruhm in der Prävention

Diesen Satz bzw. Diese Wahrheit kennen alle Gesundheitsberufler. Sie spüren seine Auswirkungen jeden Tag – und sehen die Folgen für sich und andere. Auch der Virologe Christian Drosten sagte diesen Satz im empfehlenswerten NDR-Podcast zum Thema Corona.

In der aktuellen Pandemie zeigt es sich extrem, dass viele Menschen gar nicht in der Lage sind Ursache und Wirkung zu begreifen. Deutschland hat(te) im Vergleich zu anderen Ländern – die Corona-Lage relativ gut im Griff. Sowohl was die Infektionszahlen, als auch die wirtschaftlichen Folgen betrifft. Das hat sehr viel damit zu tun, dass Deutschland ein reiches Land ist. Und auch mit jenen Menschen, die bereit und in der Lage sind sich solidarisch und vernünftig zu verhalten. Und zwar auch dann, wenn sie selbst keinen unmittelbaren persönlichen Vorteil davon haben.

Natürlich gibt es einen egoistischen, narzisstischen Bevölkerungsanteil. Und auch einen eher einfach gestrickten, bei dem es nicht Unwille ist sich an einfache Maßnahmen der Prävention wie eine Mund-Nasen-Abdeckung zu halten, sondern Unvermögen. Die Kapazität zwischen den Ohren reicht schlicht nicht aus und bestenfalls dazu, braunblaue Gestalten zu wählen. Weil ja immer irgendwer anders an allem schuld ist. Das ist auch die Klientel, die durch Präventionsprogramme normalerweise nicht erreicht werden kann – sie müssten ja selbst etwas tun, statt Schuldige im Außen zu kategorisieren.  

Buß- und Ordnungsgelder für jene, die sich nicht an Präventionsmaßnahmen halten sind richtig und wichtig. Die meisten Menschen in Deutschland stören sie nicht, denn sie verhalten sich vernünftig und angemessen in der Situation – und daher betreffen mögliche Strafen sie schlicht nicht. Wohl aber treffen sie gesundheitliche Risiken, wenn sich Personen absichtlich asozial verhalten und glauben, Sie haben das Recht andere zu gefährden in dem sie Maßnahmen unterlaufen oder ignorieren, welche dazu dienen die Ausbreitung der Pandemie zu verhindern.

Diabetes sollte weh tun

„Es wäre ein Geschenk an die Menschheit, wenn Diabetes im Frühstadium weh` täte.“, hat mal ein befreundeter Arzt zu mir gesagt im Rahmen einer Diskussion zur Prävention. Er meinte damit, dass viele Menschen möglicherweise durch ihre Lebensweise beeinflussen würden, gar nicht erst welchen zu bekommen bzw. schwere und Ausprägung (der Folgen) zu mildern. Und ja, bevor ich jetzt die ein oder andere Mail dazu bekomme: er und ich wissen, dass es nichtbeinflussbare Faktoren dabei gibt.

Demenz & Prävention

Auch Menschen mit Demenz sind Opfer des fehlenden Präventionsruhms. Programme, Initiativen, Aufklärung zur Vorbeugung sind rar, setzen ein wenn die gesundheitlichen Probleme bereits massiv sind und eher Inselangebote, nicht Teil der Regelversorgung. Klar – eines Tages eine Demenz zu bekommen halten viele Menschen für unwahrscheinlich einerseits, andererseits sind Demenzerkrankungen altersassoziiert. Weit weg, viele, sehr viele Jahre hin bis wir überhaupt in den möglichen Risikobereich geraten. Meinen wir. Dabei gibt es auch in jüngeren Jahren erkrankte. Die WHO gibt Empfehlungen.

Und dann sind da noch die pflegenden Angehörigen. Häufig treffen sie keine „wache“ Entscheidung für die Pflege und Betreuung. Sie schliddern hinein, helfen, weil Hilfe nötig ist und nach und nach wird es immer mehr. Weil sie mitfühlend sind, weil sie lieben, weil sie solidarisch sind, weil sie Pflichtgefühl haben und aus hundert weiteren Gründen. Frauen leisten das zumeist.

Auch hier fehlen Angebote. Damit überhaupt verstanden wird was auf einen zukommt. Und dann entschieden werden kann. Das deutsche Gesundheitswesen ist gut, bei all seinen Schwächen, Nöten und Fehlern. Aber es ist zu sehr darauf ausgerichtet, einzuspringen wenn „es schon passiert“ ist.   

Auch wenn flächendeckend in allen Bereichen Präventionsangebote zu wenig im Vordergrund stehen, nur als Projekte finanziert werden oder mehr oder minder trickreich abgerechnet werden können – es gibt sie durchaus.

Holschuld – nicht Bringschuld

Allerdings schieben wir die unschönen Seiten des Lebens gerne weg. Weit weg. Wir möchten nicht daran denken, dass auch wir eines Tages krank werden können, infiziert, pflegebedürftig, dement, abhängig, sterbend. Das rüttelt an unserem Selbstbild vom fitten, vitalen, selbstbestimmten Menschen. Niemand mag das. Gesundheitsberufler wissen es besser. Und sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Tun sie natürlich auch. Ärzte rauchen nicht, Pflegekräfte haben kein Übergewicht und Sorgen für sich mit einer guten Work-Life-Balance. Angehörige die sich um ein Familienmitglied mit Demenz kümmern haben sich über sich selbst längst Gedanken gemacht und daher eine Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht angefertigt. Ja?

Wir im Gesundheitswesen sind mit den Folgen fehlenden frühzeitigen Kümmerns täglich konfrontiert. Deshalb machen wir es besser, sind Beispiele für andere.

Oder?

Ich jedenfalls habe mit bald Mitte 40 in diesem Jahr erstmalig den Gesundheitscheck, den meine Krankenkasse bezahlt, in Anspruch genommen.
Er heißt 35+.
Ein Hautkrebsscreening habe ich mir ebenfalls fest vorgenommen.
Zur Sicherheit. Zur Prävention. Möglichst bald irgendwann demnächst.

Bleiben Sie gesund.

Ihr

Jochen Gust

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Photo 2 by Allie on Unsplash

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Ein Kommentar

  1. Prävention fängt oft früher an als man denkt. Hautkrebsscreening hat eigentlich nichts mit Prävention zu tun, denn es könnte schon zu spät sein. Besser wäre schon dafür zu sorgen, dass sich Kinder keinen Sonnenbrand holen. Das liegt in der Verantwortung der Eltern.

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