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Schluckstörungen (Dysphagie) sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Problem bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Es ist wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Lebensqualität und Sicherheit der Betroffenen zu gewährleisten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit Demenz im Krankheitsverlauf Schluckstörungen entwickeln, liegt zwischen 40 % und 93 %. Besonders im fortgeschrittenen Stadium treten vermehrt Probleme auf, da die Symptome oft schleichend beginnen und nicht sofort erkennbar sind. Zu den Hauptursachen zählen:
- Abnahme der motorischen Kontrolle: Die Muskelschwäche und der Verlust feinmotorischer Fähigkeiten erschweren die Bewegungen von Mund, Zunge und Rachen.
- Beeinträchtigte sensorische Wahrnehmung: Eine reduzierte Empfindung für Temperatur, Geschmack und Textur kann dazu führen, dass Nahrung oder Flüssigkeit unbemerkt im Mund bleibt und das Aspirationsrisiko steigt.
- Kognitive Einschränkungen: Menschen mit fortgeschrittener Demenz können das Essen nicht mehr richtig koordinieren.
- Veränderungen im Essverhalten: Manche Betroffene essen hastig oder horten Nahrung im Mund.
Symptome frühzeitig erkennen
Die rechtzeitige Feststellung von Schluckstörungen ist entscheidend, um Komplikationen wie Mangelernährung oder Aspirationspneumonie zu vermeiden und Risiken zu minimieren.
Pflegende können Assessments einsetzen, wie z.B. das Dysphagie Screening Tool Geriatrie: DSTG oder auch The Edinburgh Feeding Evaluation in Dementia scale (engl.). Angehörige können bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft hier etwas zum Umgang mit Schluckstörungen nachlesen.
Stille Aspiration – besonders gefährlich
Besonders gefährlich ist die sogenannte stille Aspiration, bei der Nahrung oder Flüssigkeit unbemerkt in die Atemwege gelangt, da der Betroffene nicht husten oder würgen kann. Die richtige Haltung, Ernährung und Schlucktherapie können das Risiko minimieren.
Früh intervenieren
Bei Verdacht auf eine Schluckstörung ist das Hinzuziehen logopädischer Expertise ratsam. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten für die logopädische Diagnostik und Therapie mit einer ärztlichen Verordnung. Durch standardisierte Testverfahren die z.B. ein klinisches Dysphagie-Screening, Schluckversuche mit verschiedenen Konsistenzen, Beobachtung von Atemgeräuschen und Hustenreflex sowie Stimmanalyse kann die Logopädin / der Logopäde einen entsprechenden Befundbericht erstellen und weitere Maßnahmen empfehlen. Zur Evidenz verschiedener Interventionen siehe z.B. hier: Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin (Übersicht Seite 13).
Mehr als Demenz sehen
Beim Thema Dysphagie zeigt sich einmal mehr wie wichtig es ist, dass Pflegefachpersonen sich davon frei machen, jedes veränderte Verhalten der Diagnose Demenz zuzuschreiben und es dabei zu belassen. Es ist eben durchaus nicht immer die berühmte demenzbedingt veränderte Geschmackswahrnehmung („mag Süßes“), Vergesslich- oder Appetitlosigkeit für jede Verhaltensveränderung verantwortlich.
Jochen Gust
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