Bad Sassendorf: Innovationszentrum für die Pflege

Der Kurort im Zentrum der Soester Börde zählt keine 13000 Einwohner – und doch tut sich hier etwas besonders in Sachen Pflege: noch in diesem Jahr wird dort ein Zentrum für digitale Pflege eröffnet werden.

Pflegefachleute von heute sind technologieoffen

Digitalisierung kann Pflegenden wie Pflegebedürftigen zu Gute kommen. Allzu oft wird unter Digitalisierung in der Pflege vor allem die Umstellung auf eine elektronische Aktenführung und Dokumentation verstanden. Schlimmstenfalls stehen Papierformulare dann im Intranet als pdf-Dateien zum Herunterladen zur Verfügung – und das war`s. Das genügt jedoch den heutigen Pflegeprofis schon lange nicht mehr. Und denen von Morgen, die wir als Auszubildende gewinnen wollen und dringend brauchen, erst recht nicht. Dabei stehen Pflegefachleute Digitalisierungsthemen offen gegenüber. Wer nun direkt an „Pflegeroboter“ denkt, greift zu kurz.

Eine Vielzahl von Produkten, Innovationen und Entwicklungen sind am Markt – Digitalisierung ist ein Megathema für die Pflege – und die Gesundheitswirtschaft. Aber wie kommen Pflegefachleute, Auszubildende und auch Pflegebedürftige mit Ihnen in Berührung? Wo ist buchstäblich der Raum fürs Ausprobieren, Testen, Kennenlernen – und für Feedback an die Entwickler?

Bismarckstraße 5 – da wird die Zukunft greifbar

Der Kreis Soest meint es ernst in Sachen Pflege und Digitalisierung – und schafft 2023 mit eigenen Mitteln Fakten: die Wirtschaftsförderung des Kreises Soest, zu dem auch Bad Sassendorf gehört, hat federführend mit Marcel Frischkorn (Prokurist) schon 2020 ein Projekt vorgestellt, das nun realisiert wird. In einem Ladenlokal wird es in verschiedenen Bereichen Vorführräume für technische Innovationen geben. Geleitet von Benedikt Meyer zu Theenhausen wird das Zentrum für digitale Pflege aller Voraussicht nach noch in der ersten Jahreshälfte seine Türen öffnen können. Zahlreiche Partner und Interessenten sind bereits gewonnen und werden Pflegetechnologie „zum Anfassen und Erleben“ dort für Pflegeprofis und solche die es werden möchten, möglich machen.

Er wird das Zentrum digitale Pflege in Bad Sassendorf leiten:
Benedikt Meyer zu Theenhausen (29) ist gebürtiger Bielefelder und hat in seiner Heimatstadt sowie in Heidelberg Gesundheitswissenschaften und Versorgungsforschung (Master) studiert. Aus Tätigkeiten als Digital-Lotse für Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen sowie Vorstandsreferent einer Krankenkasse bringt er vielfältige Berufserfahrung aus der Branche in das Zentrum Digitale Pflege ein.

Damit wird ein wichtiger Kontakt- und Kommunikationsraum geschaffen – ein Care-Working-Space sozusagen, der in weitem Umkreis seines Gleichen sucht. Das ist auch dringend notwendig – nicht nur, um den hochanspruchsvollen Beruf den Pflegefachleute ausüben aufzuwerten und an einer zukunftsfähigen Pflege zu arbeiten. Auch können hier möglicherweise Vorurteile abgebaut werden, die sich gelegentlich immer noch zwischen herzensgutem Pflegeengelchen und Urinkellner bewegen.

Ausstellung zum Anfassen – mit Themenwechsel

Das Zentrum für digitale Pflege in Bad Sassendorf wird offen für Besucher sein. Das heißt, ob in der Gruppe, mit Angehörigen oder allein: auch Menschen die pflegebedürftig sind, als Angehörige ein Familienmitglied versorgen oder sich für unterstützende Technologien, z.B. intelligente Rollatoren oder Sturz-Melde-Systeme sind im Zentrum richtig aufgehoben. Mit wechselnden Schwerpunkten wird es für Interessierte dort die Möglichkeit geben sich zu informieren – ganz ohne Druck, denn direkt im Zentrum kann kein Produkt erworben werden noch kostet der Besuch Eintritt.

Im Auftrag des Kreises stellt hier die Wirtschaftsförderung GmbH ein wichtiges Projekt auf die Beine. Möglich wird es, weil sich im Kreis parteiübergreifend bei diesem wichtigen Thema auf die Finanzierung geeinigt wurde – geht doch.

Aktuell wird das Ladenlokal, ein ehemaliges Bekleidungsgeschäft, noch auf Vordermann gebracht und den Bedürfnissen für die künftige Nutzung durch Profis aus dem Handwerk angepasst. Deshalb gibt es noch keinen genauen Eröffnungstermin.

Ich werde weiter berichten.

Jochen Gust

Titelfoto: cedric-fauntleroy

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Jochen Gust

Pflegefachperson, Projektmitarbeiter, Demenzbeauftrager im Krankenhaus, Autor, Moderator, Dozent

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