(M)Einblicke in den 11. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in Mülheim an der Ruhr

Unter dem Motto „Demenz – neue Wege wagen“ veranstaltete die Deutsche Alzheimer Gesellschaft vom 29.09. bis 01.10. ihren diesjährigen Kongress. U.a. einen Artikel in Demenz Pflege und Betreuung geplant, hier zusätzlich ein paar Eindrücke von den 1,5 Tagen die ich beim Kongress verbringen konnte. Selbstverständlich ist es mir nicht möglich, alle und alles hier zu erwähnen. Viele Veranstaltungen fanden parallel statt und die Menge der Bilder würde den Rahmen noch weiter sprengen.

Tag 1 – 29.09.2022

Monika Kaus, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz eröffnete den Kongress und brachte sowohl ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass wieder ein Präsenzkongress möglich war, als auch ihre Besorgnis über die finanziellen Belastungen für Betroffene und Angehörige sowie die sich verschlechternden Versorgungsmöglichkeiten durch professionelle Dienste aufgrund des Personalmangels.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus konnte entgegen den Erwartungen nicht persönlich anwesend sein, richtete sich aber per aufgezeichnetem Grußwort an die Anwesenden und stellte weitere finanzielle Förderung in Aussicht. Ein enttäuschtes Raunen ging durch den gut gefüllten Theatersaal der Stadthalle Mülheim als Monika Kaus mitteilte, dass der eigentlich geplante Ministerpräsident des Landes NRW, Hendrik Wüst, nicht erscheinen würde.

Marc Buchholz, Oberbürgermeister der Stadt Mülheim an der Ruhr hob die Stimmung wieder mit seiner sympathischen Rede – der OB lebt noch Zuhause „bei Mama und Papa“, wie er selbst sagte (Mehrgenerationenwohnen).

Risiken und gefährliche Salti

Prof. Dr. Alexander Kurz hielt in seiner gewohnt eindrücklich-amüsanten Art einen Vortrag zum Thema „Risikominderung: Wissen, Hoffen, Handeln!“. Mittlerweile weiß die Forschung von Risikofaktoren, die wir beeinflussen können und sollten.

Im Anschluss des Vortrages von Prof. Dr. Kurz folgte einer der persönlichsten Beiträge des Tages. Swen Staack ist nicht nur Vorstandsmitglied der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, Buchautor und Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Demenz SH. Er ist auch pflegender Angehöriger. Gewesen. Wenige Tage vor dem Kongress musste er seinen Vater beerdigen.
In seinem Vortrag: „Salto Mortale – vom Experten zum pflegenden Angehörigen“ schildert er offen, wie es ihm in dieser Zeit ging und was er daraus mitnimmt. Ein Mitschnitt:

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Salto Mortale: Vom Demenz-Experten zum pflegenden Angehörigen

Ausstellungen und Kontakte

U.a. waren auch die Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz NRW vertreten, alzheimerpunkt.ch, Anja von Kampen (Knietzsche) und weitere Aussteller wie Verlage, die Pflegeselbsthilfe und Alzheimer NRW waren mit informativen Angeboten vor Ort. Solch ein Kongress dient natürlich immer auch der Vernetzung und dem Austausch – davon wurde auch rege Gebrauch gemacht zwischen den Vorträgen und Symposien.

Ländliche Räume und die erotischsten Fragen des Tages

Um Unterstützung und Vernetzung im ländlichen Raum ging es schließlich moderiert von Dr. Rene Thyrian. Aspekte und Bedingungen stellte Daniel Ruprecht dar; Anne Brandt sprach über das Demenz-Mobil und Demenz in Kommune und Quartier war das Thema von Saskia Gladis.

Die demenzfreundliche Apotheke war das Thema von Dr. Sonja Mayer. Zu diesem Projekt habe ich Dr. Helmut Schlager vom Wipig bereits 2021 interviewt.

Sabrina Dorfner und Anne Jannes trafen einen Nerv mit ihrem Thema „Erotik in der Box: Ein Sinnesangebot für Menschen mit Demenz?“. Kisten oder Boxen anzulegen für Aktivierungen hat sich in der Arbeit mit Menschen mit Demenz bewährt. Es gibt sie zu vielen verschiedenen Themen. Warum nicht auch zum Thema Erotik / Liebe / sexuelle Bedürfnisse? Handfeste, praktische Beispiele lieferten die beiden Referentinnen gleich mit.

Tag 2 – 30.09.2022

Kaum einen halben Tag hatte ich noch Zeit. Und wäre gerne noch länger geblieben. Denn auch am 2. Tag waren die Kongressteilnehmer gefordert, aus der Vielzahl interessanter Vorträge und Symposien auszuwählen. Beispielsweise sprach Dr. Svenja Sachweh über Humor und wie man ihn gezielt einsetzt. Franka Mühlichen über die Professionalisierung der Pflege, Norbert Brömmel über ein FitnessKaffee, Anne Keefer über DEMAND, und Dr. Sabine Kirchen-Peters muss thematisch kaum extra erklärt werden auf meiner Seite. Interessant – und leider von mir nur in den letzten Minuten gesehen, dass der Nutzen von Betreuung im Krankenhaus Gegenstand Ihres Vortrages war. Dazu habe ich selbst nicht nur hin und wieder geschrieben, sondern in meiner aktiven Zeit im Krankenhaus als Demenzbeauftragter Betreuungskräfte strukturiert und gezielt zur Verbesserung des outcomes eingesetzt. In meinem System standen am Ende 2,8 Stellen – ausschließlich für die Betreuung von Menschen mit Demenz und Delir zur Verfügen. Die Betreuungskräfte im Krankenhaus arbeiteten im Früh- und Spätdienst und hatten nachts Rufbereitschaft. Wichtig für Demenzbeauftragte: messt die Wirkung der speziellen Arbeit im Krankenhaus mit. Macht sichtbar, was wirkt. Häkelpuppen und Bastelnachmittag sind nicht Euer Job.

Symposium und Flashmob

Moderiert von Sabine Jansen fand im Festsaal Ost das Symposium Trauma und Selbsterhaltung statt. Sabine Tschainer-Zangl, Prof. Dr. Rolf Hirsch und Alina Leß widmetem sich dem Thema.

Langsam drängte die Zeit – meine Stunden beim Alzheimerkongress 2022 liefen ab. Für 13:00 Uhr war ein Flashmob angesetzt, der sich günstiger Weise auch in der Nähe meiner Unterkunft abspielen sollte – den wollte ich noch mitnehmen. Episode: am 1. Tag wurde ich gefragt, ob ich Stefan Kleinstück kennen würde. Ich verneinte, hatte wohl aber mal über sein Tanzprojekt irgendwann geschrieben bzw. korrekt: es in einem Artikel erwähnt. Persönlich hatte ich ihn aber noch nie getroffen. Ich fragte also: „Ist der denn da?“. Anwort: „Wenn der da ist, weiß man es.“. Erst konnte ich damit nicht viel anfangen, lernte ihn aber erfreulicherweise noch kurz kennen – und verstand dann die Antwort auch ^^.

Damit endete für mich der Alzheimerkongress 2022. Weitere Infos, auch zu den Preisträgern die am 01.10. gewürdigt wurden, finden Sie auf den Seiten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Für mich hat sich der Trip nach Mülheim allemal gelohnt. Alte und neue Gesichter, alte und neue Kontakte und viel Interessantes rund ums Thema Demenz.
Hier die offizielle Pressemitteilung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft zum Kongress.

Jochen Gust


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