
Bei älteren Menschen mit schwerer Agitation geht es immer wieder auch um die Herausforderung in bestimmten Situationen rasch für Beruhigung zu sorgen, wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen versagen. Eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit fasst nun erstmals die Sicherheit verschiedener Medikamente zusammen, die in der Notaufnahme oder im Rettungsdienst zum Einsatz kommen.
Komplikationen für Atmung, Kreislauf und Delir
Untersucht wurden insgesamt neun Studien mit 838 Patient:innen, die Antipsychotika der ersten (Haloperidol, Droperidol) und zweiten Generation (Olanzapin, Quetiapin, Ziprasidon) sowie Benzodiazepine (Lorazepam, Midazolam) erhielten. Erfasst wurden dabei vor allem atembezogene Komplikationen (Apnoe, Hypoxie, Intubation) und kardiovaskuläre Ereignisse (Arrhythmien, Hypotonie) sowie verschlechterte Delirsymptome und Sterblichkeit.
Insgesamt traten bei 16,8 % aller behandelten Patient:innen unerwünschte Ereignisse auf. Besonders auffällig war das Risiko unter Midazolam: Über die Hälfte der älteren Menschen (53 %) entwickelte Komplikationen, mit einer fünffach erhöhten Wahrscheinlichkeit gegenüber Haloperidol. Lorazepam lag hier deutlich niedriger, blieb aber nicht ohne Nebenwirkungen. Unter den Antipsychotika zeigte Quetiapin das günstigste Profil mit signifikant weniger Komplikationen als Haloperidol, während Droperidol und Olanzapin im mittleren Bereich lagen.
Fazit: Überwachung möglicher Nebenwirkung zwingend
Für die Praxis heißt das: Benzodiazepine sollten bei älteren Patienten mit schwerer Agitation nur mit großer Vorsicht eingesetzt werden. Wenn medikamentöse Beruhigung unumgänglich ist, kann Quetiapin aufgrund seines vergleichsweise niedrigen Nebenwirkungsrisikos eine gute Alternative zu Haloperidol sein. Unabhängig von der Wahl des Wirkstoffs bleibt eine enge Überwachung von Atmung und Herz-Kreislauf-Funktion essenziell.