
Systematische Analyse von Studien zur Delirbehandlung untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Antipsychotika bei der Behandlung von deliranten Zuständen bei Erwachsenen, die sich nicht auf Intensivstationen befinden.
Delirium ist ein akuter, meist reversibler Verwirrtheitszustand, der insbesondere bei älteren Patienten häufig auftritt und mit erhöhter Morbidität, Mortalität und längeren Krankenhausaufenthalten verbunden ist. Menschen mit Demenz haben ein erhöhtes Risiko, delirant zu werden.
Hintergrund zum Einsatz von Antipsychotika und Neuroleptika
Antipsychotika wie Haloperidol oder atypische Neuroleptika werden häufig zur Behandlung des Delirs eingesetzt, obwohl ihre Wirksamkeit in dieser Indikation umstritten ist. Frühere Studien deuten darauf hin, dass sie möglicherweise nicht zur Verkürzung der Deliriumdauer beitragen und mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein können.
Die Autoren der Studie führten eine systematische Analyse relevanter Studien durch, um die Auswirkungen von Antipsychotika auf Delir-Symptome, Krankheitsverlauf und Patientensicherheit zu bewerten. Dabei wurden sowohl randomisierte kontrollierte Studien als auch Beobachtungsstudien berücksichtigt.
Ergebnisse
- Wirksamkeit: Es gibt keine überzeugenden Beweise dafür, dass Antipsychotika die Dauer oder den Schweregrad eines Delirs signifikant verringern. In einigen Fällen wurden sogar längere Episoden beobachtet.
- Sicherheit: Der Einsatz von Antipsychotika ist mit verschiedenen Risiken verbunden, darunter: einem erhöhten Sturzrisiko, kardiovaskuläre Nebenwirkungen (z.B. Arrhythmien) und kognitiver Verschlechterung.
Besondere Risiken bei älteren Patienten: Gerade ältere Menschen sind besonders anfällig für unerwünschte Effekte, was die Anwendung von Antipsychotika in dieser Patientengruppe kritisch erscheinen lässt.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Antipsychotika nicht routinemäßig zur Behandlung von Delirium eingesetzt werden sollten, insbesondere nicht bei älteren Patienten. Stattdessen sollten nicht-pharmakologische Maßnahmen bevorzugt werden, etwa Reorientierungshilfen, optimierte Schlafhygiene und eine frühzeitige Mobilisation. Falls eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist, sollte diese mit großer Vorsicht erfolgen und individuell abgewogen werden. Die Autoren plädieren für einen zurückhaltenden und differenzierten Einsatz von Antipsychotika bei Delir und empfehlen, alternative Behandlungsstrategien stärker in den Fokus zu rücken