Wie sich Symptome einer Demenz ausprägen, ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Nicht auf alles kann man jederzeit vorbereitet sein. Und wie gut wir mit einem bestimmten Verhalten eines Menschen mit Demenz umgehen können, ist höchst unterschiedlich.
Echolalie als nervliche Belastung
In einem Videocall berichtete mir kürzlich eine pflegende Angehörige nebst interessiertem Ehemann von der Versorgung der Mutter mit Alzheimererkrankung. So weit, so machbar – allerdings ist eine Verhaltensweise dabei, die allen Beteiligten sehr auf die Nerven geht: die Mutter wiederholt ständig Sätze, bzw. Satzteile, Satzenden oder auch nur Wörter, wenn mit ihr gesprochen wird. Zunehmend auch scheinbar ohne jeden Reiz, ohne dass irgendein Zusammenhang erkennbar ist. Das Ganze wiederholt sich sehr häufig und schien beschriebenermaßen stärker zu werden.
Sogenannte Echolalien kommen auch bei Demenz vor. Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle Menschen mit Demenz zwangsläufig Echolalien entwickeln und wenn, kann die Form variieren. Die genauen neurologischen Mechanismen dahinter sind nicht vollständig verstanden und keineswegs ist das Phänomen auf Menschen mit Demenz beschränkt. Die Zusammenarbeit mit Neurologie und Logopädie ist auch hier empfehlenswert.
Mögliche Ursachen von Echolalie
Die Mechanismen sind je nach Variante und den zugrunde liegenden Ausgangsbedingungen nicht ohne weiteres bestimmbar. In Frage kommen u.a.
- Störungen in der Informationsverarbeitung und der Konnektivität im Gehirn.
- Störung der sensorischen Verarbeitung auditiver Informationen.
- Störung in Hemmung oder Modulation, so dass es zu diesen stereotypen, automatischen Reaktionen kommt.
Häufig ist schon viel erreicht, wenn es ein Grundverständnis für das Verhalten an sich gibt. Wissen schafft Verständnis und stärkt vielfach den Geduldsfaden. Ein spezifisches Medikament gegen Echolalien gibt es nicht, ebenso wenig wie gegen anhaltendes Schreien und Rufen.
Auch hier, sofern man etwas unternehmen möchte, gilt es systematisch auf Spurensuche zu gehen. Trigger und Muster identifizieren, Umstände beeinflussen falls möglich sowie die eigene Kommunikation und persönliche Umgangsverhaltensweisen zu reflektieren. Das verhindert auch, dass z.B. ein Kommunikationsversuch des Betroffenen übersehen oder missinterpretiert wird und hilft, eine mögliche Intension hinter der Wiederholung zu entdecken.
Jochen Gust
Titelbild: Ann H on pexels
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