
In Deutschland leben aktuell rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Prognosen zufolge wird sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen. Der gesellschaftliche Wandel macht sich auch in der Versorgung bemerkbar. Immer mehr ältere Menschen leben allein, insbesondere Frauen über 70. Gleichzeitig wohnen Kinder oder potenzielle Unterstützer oft weit entfernt – nicht zuletzt wegen beruflicher Mobilität. Die Folge: familiäre Hilfe ist im Alltag seltener verfügbar, und es bestehen Barrieren für die Inanspruchnahme professioneller Hilfen
Lebenssituation pflegender Angehöriger – neue Veröffentlichung
Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz stehen häufig unter hohem emotionalem und körperlichem Druck. Ein neues Fachbuch des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) widmet sich nun gezielt ihrer Lebenssituation. Die Publikation „Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz“ fasst aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen und beleuchtet Herausforderungen wie Überlastung, finanzielle Belastungen und fehlende Unterstützung.
Pflegende Angehörige erleben nicht nur hohe Belastungen wie Stress, Erschöpfung, Einsamkeit und finanzielle Nachteile, sondern berichten auch über positive Aspekte: Sie empfinden Sinn in ihrer Aufgabe, erfahren stärkere emotionale Nähe zur erkrankten Person und entwickeln persönliche Kompetenzen wie Geduld oder Resilienz
Vereinbarkeit und finanzielle Einbußen
Viele pflegende Angehörige müssen ihre Arbeitszeit reduzieren oder ganz aus dem Beruf aussteigen. Die Vereinbarkeit von Pflege und Erwerbsarbeit ist bisher unzureichend geregelt – eine Reform der Familienpflegezeit gilt als dringend notwendig. Die Lebensrealitäten pflegender Angehöriger sind sehr unterschiedlich – je nach Alter, Familienstruktur, Herkunft oder Wohnort. Entsprechend vielfältig müssen die Angebote zur Entlastung sein.
Flexibilität ist gefordert und mehr Aktivität der Kommunen
Viele Angehörige verzichten auf ambulante Dienste oder Tagespflege, wenn deren Zeitfenster nicht mit ihrem Alltag kompatibel ist. Flexiblere Strukturen sind notwendig, um Angehörige wirksam zu entlasten und gleichzeitig ihren Alltag nicht zusätzlich zu erschweren. Obwohl Kommunen für die Versorgungsgestaltung vor Ort zuständig sind, herrscht vielerorts noch geringe Bereitschaft oder mangelndes Wissen, passende Angebote aufzubauen. Es braucht stärkere gesetzliche Rahmenbedingungen, Ressourcen und eine neue Gesprächskultur, um eine pflegefreundliche Kommune zu etablieren.
Das Buch richtet sich an Fachkräfte aus Pflege, Medizin und Sozialarbeit und soll helfen, gezieltere Unterstützungsangebote zu entwickeln.
Als pdf zum Herunterladen finden Sie das Buch (kostenlos) hier.
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