Informationsquelle Krankenhaus

Wenn ein Angehöriger die Diagnose Demenz im Krankenhaus bekommt, ist dies oft eine Nebendiagnose. Anlass des Krankenhausaufenthaltes ist häufig ein anderer. Bisher kam die Familie mit dem Nachlassen der kognitiven Leistungsfähigkeit des Verwandten vielleicht irgendwie zurecht. Die Diagnose Demenz kann dann aber durchaus schockierend sein, viele Fragen und auch Hilflosigkeit auslösen.

Im Krankenhaus können dann unbefriedigende Situationen, sowohl für Mitarbeitende als auch für die An- und Zugehörigen entstehen. Nicht selten ist für die notwendigen Gespräche zu wenig Zeit. Und dann kommt hinzu, dass im Krankenhaus zu wenige Informationen in Schriftform zur Verfügung stehen. Auch Pflegefachleute berichten mir immer wieder, dass ihnen häufig „etwas fehlt“, etwas, dass sie den Angehörigen aushändigen können.

Infopunkt: Demenz

Eine gute Beratung Angehöriger ist nicht durch eine Broschüre ersetzbar. Dennoch gibt es gut gemachte und auch zahlreiche Informationen, die auch im Krankenhaus in Broschüren- oder Flyerform zur Verfügung gestellt werden können.

Als Demenzbeauftragte Ihres Krankenhauses sollten Sie vorab die Überlegung anstellen, ob es für Ihre Klinik sinnvoller ist einen zentralen Informationspunkt in Sachen Demenz aufzustellen, oder ob betroffene Stationen insgesamt einen Grundstock an Demenz-Broschüren erhalten sollten. Das ist eine Frage dessen, was praktikabler erscheint. Broschüren-/ Prospektständer kosten zudem nicht die Welt, ggfs. hat Ihr Haus solche auch noch ungenutzt vorrätig. Ich rate von einer „Streuung“ auf verschiedene Station ab.

Im 1. Schritt klären Sie als Demenzbeauftragte/r also ab, ob es einen zentralen Informationspunkt mit Broschürenständer geben, oder ob ein Grundstock an Broschüren auf den Stationen vorhanden sein soll. Letzteres kann aufwändiger sein in der Bestandskontrolle, zudem müssen überall entsprechende Lagermöglichkeiten vorhanden sein. Ein Nachteil dabei ist, dass der Lagerort häufig nicht frei zugänglich für Interessierte ist, sondern zeitlicher Aufwand durch die Herausgabe entsteht.

Im 2. Schritt können Sie als Demenzbeauftragte festlegen, was an Broschüren vorhanden sein sollte. Achten Sie darauf, hier eng am Thema Demenz zu bleiben und lassen Sie zudem Werbeprospekte einzelner (ambulanter) Leistungsanbieter außen vor. Das Entlassmanagement verfügt ohnehin über entsprechende Informationen und Sie umgehen damit auch „Konkurrenzdruck“ von Pflegeheimen und Pflegediensten und verschiedenen Anbietern von Essen-auf-Rädern oder Sanitätshäusern. Hierfür ist Ihr Informationspunkt Demenz nicht gedacht.

Im 3. Schritt lassen Sie sich ein monatliches Budget zuteilen für den Start. Dies passen Sie dann nach einer dreimonatigen Erprobungsphase ggfs. an. Die Startfinanzierung vor einer ersten Bestellung können Sie anhand der Webseiten der Anbieter abschätzen. Sehr häufig sind Broschüren in einer bestimmten Anzahl kostenlos zu erhalten und lediglich Versandkosten und größere Mengen müssen bezahlt werden.

Zusätzlich wichtig: An- und Zugehörige benötigen vielfach nicht nur allgemeine und spezielle Informationen über Broschüren in Sachen Demenz. Von großer Bedeutung ist, dass sie ein eigenes Infoblatt (das muss keine Broschüre sein) vorrätig halten, die Anlaufstellen in ihrer Region bereithält. Viele Kommunen und Kreise haben eigene Demenzwegweiser. Prüfen Sie, ob diese nicht reine Anbieterverzeichnisse von Pflege- und Betreuungsleistungen sind. Falls doch, ergänzen Sie diese Zusammenstellung um ein Infoblatt mit regional erreichbaren Alzheimergesellschaften, Selbsthilfe- und Angehörigengruppen.

Themenvielfalt

Ein solcher Infopunkt Demenz in Ihrem Krankenhaus kann ergänzend dazu beitragen, die Kolleginnen und Kollegen auf Station von Fragen zu entlasten bzw. Informationen zur Verfügung stellen, die sonst dort nicht erhältlich sind. Zugleich bieten Sie Ihren Patienten und deren Angehörigen einen Mehrwert, der mit einem sehr überschaubaren Aufwand zu erreichen ist.

Themen die Sie z.B. in Broschüren-/Papierform zur Verfügung stellen sollten:

  • Basiswissen Demenz und Tipps für den Alltag
  • Umgang mit herausforderndem Situationen und Reaktionen
  • Wohnraum-Checkliste(n)
  • Informationen zur rechtlichen Betreuung
  • Technische Hilfen
  • Lokale / regionale Ansprechpartner bei Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen

Vergessen Sie nicht zu regeln, wer für die Kontrolle und Bestückung des Infopunktes verantwortlich ist und ggfs. erforderliche Nachbestellungen tätigt.

Sie kennen eine gute Broschüre in Sachen Demenz, die an keinem Infopunkt fehlen sollte? Schreiben Sie Ihre Empfehlung gerne in einen Kommentar.

Viel Erfolg.

Jochen Gust

Foto: Paolo Chiabrando on Unsplash

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Jochen Gust

Pflegefachperson, Projektmitarbeiter, Demenzbeauftrager im Krankenhaus, Autor, Moderator, Dozent

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