Die Welt entwickelt sich und das Gesundheitswesen ist voller Innovationen und Erfindungen. Ich schaue mir häufiger Produkte an, die für Menschen mit Demenz entwickelt wurden. Vom vernetzten Gehstock bis zur Einlegesohle, vom Trinkbecher mit Erinnerungsfunktion bis zur Klingelmatte, Lernapps für angehende Pflegefachfrauen und -männer usw. usfrt. .
Viele Pflegende sind sehr skeptisch, was neue Produkte angeht. Manche lehnen den Einsatz rundheraus ab, fast egal was es ist. Allerdings: die Digitalisierung, die Entwicklung immer neuer Produkte aufgrund der technischen Möglichkeiten findet statt und wird auch weiterhin stattfinden. Das muss einfach erstmal zur Kenntnis genommen werden. Ich halte es daher für besser, sich die Dinge anzuschauen, die Entwicklung kritisch zu begleiten und dies auch zu veröffentlichen, damit Kolleginnen und Kollegen, pflegende Angehörige und nicht zuletzt Menschen mit Demenz von sinnvollen Angeboten profitieren können.
Zumeist veröffentliche ich entsprechende „Testartikel“ in Demenz: Pflege und Betreuung ambulant, deren Chefredakteur ich bin. Manchmal entsteht auch ein Video, so wie das hier:
Ausführlicher zu diesen Klangkissen wird es dann in einer der kommenden Ausgaben von Demenz: Pflege und Betreuung.
Ich bin der Überzeugung, dass sich Produkte immer an der Lebenswelt von Menschen mit Demenz orientieren müssen, einerseits. Andererseits bin ich ebenso davon überzeugt, dass wir diese Dinge sehen müssen wie sie sind und sein können: kein Ersatz für Pflegende, kein Ersatz für Betreuungskräfte und schon gar kein Ersatz für Zuwendung aus der Familie und dem weiteren Umfeld der Betroffenen. Es sind „Hilfsmittel“ für jene die um die Betroffenen sind, assistierende Helfer für MmD selbst oder bloße Unterhalter. Nicht mehr, nicht weniger. Niemand beschwert sich über einen Badewannen- oder Treppenlift. Vor allem pflegerische Expertise sollte und muss technische Entwicklung im Gesundheitswesen konstruktiv begleiten, nicht versuchen zu mauern.
Die Dinge sind für die Menschen da – nicht umgekehrt
„Entscheidend ist am Patienten.“, um einen Fußballspruch abzuwandeln. Letztlich entscheiden gerade bei Dingen die der Unterhaltung und Aktivierung dienen Menschen mit Demenz ob ihnen etwas gefällt, ob es genutzt werden kann und darf und in welchem Umfang. Sie sind kein Selbstzweck, auch wenn sie manchmal aufgrund von Marketing und Mode drohen, ihnen ungebeten übergestülpt zu werden.
Mit den Tests, den Artikeln oder den Infovideos möchte ich dazu beitragen, dass all jene die um Menschen mit Demenz herum sind sich eine Meinung bilden können, informiert sind, ausprobieren, eigene Ideen entwickeln und an der Diskussion und Bewertung von Entwicklungen teilhaben. Produkte und Entwicklungen überhaupt zu kennen heißt immer auch, Alternativen zu kennen – oder welche zu entwickeln.
Es grüßt
Jochen Gust
PS: Ja, das Thema Demenz ist auch ein Markt. Längst nicht alles was da angeboten wird taugt etwas. Allein schon was alles unter dem Label „Therapie“ läuft, lässt einem die Haare zu Berge stehen. Informieren Sie sich stets aus mehreren Quellen und möglichst umfangreich, bevor Sie Geld ausgeben.
Photo by Howard Bouchevereau on unsplash
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