Alte und multimorbide Menschen gehören zur besonders vulnerablen Gruppe für schwere und schwerste Verläufe von Covid-19. Geriatrien sind daher besonders gefordert hinsichtlich der Maßnahmen zum Schutz ihrer Patienten. Als Institutionen stellt die aktuelle Situation nicht nur für Patienten und Angehörige eine große Herausforderung dar, sondern auch die Mitarbeitenden in den Kliniken.
Im Rahmen einer Kleinserie an Beiträgen aus Geriatrien hat sich nun Dr. med. Alexander Meinhardt, Chefarzt der Geriatrie in Meiningen bei der Sozialwerk Meiningen gGmbH, Zeit für einige Fragen genommen.
Erschwerte Zusammenarbeit
Jochen Gust: Herr Dr. Meinhardt, Wie erleben Sie den beruflichen Alltag in Ihrer Geriatrie derzeit? Wie hat sich die Zusammenarbeit im geriatrischen Team verändert?
Alexander Meinhardt: Das Patientenklientel hat sich nicht geändert, noch immer versorgen wir multimorbide Menschen mit akuten Erkrankungen. Aufgrund der Corona-Pandemie werden aber alle Patienten auf COVID 19 gescreent und kommen zum Teil an den ersten Tagen auf eine Quarantänestation. Die Zusammenarbeit im geriatrischen Team ist schwieriger geworden, da auf die Einhaltung der Sicherheitsabstände geachtet wird und jeder Mitarbeiter Mundschutz trägt. Die Stimmung ist angespannter als sonst. Viele Mitarbeiter besonders jene mit schulpflichtigen Kindern sind an der Grenze ihrer Belastbarkeit.
Präsenzzeit der Therapeuten
Jochen Gust: Haben Sie in Ihrer Geriatrie Möglichkeiten schaffen können, die geriatrischen Patienten den Kontakt zu ihren Angehörigen ermöglichen? Gibt es Besuchsalternativen oder andere Maßnahmen, die den Ausfall der Angehörigenbesuche kompensieren?
Alexander Meinhardt: Wir haben ein sehr stricktes Besuchsverbot erlassen um möglichst keine Infektion in das Haus von außen einzutragen. Besucht werden dürfen nur Patienten, welche palliativ versorgt werden. Allen Patienten wird kostenlos ein Telefon zur Verfügung gestellt, damit der Kontakt zu den Angehörigen gehalten werden kann. Ebenso werden Tageszeitungen zur Verfügung gestellt. Kleidung und Dinge des tgl. Bedarfs geben die Angehörigen an der Rezeption ab. Eine Mitarbeiterin kauft zusätzlich Lebensmittel und Dinge des tgl. Bedarfs für Patienten ein und fragt dies 3 x pro Woche ab. Am Wochenende wurde die Präsenzzeit der Therapeuten erhöht, welche dann u.a. Spaziergänge mit den Patienten auf dem Gelände machen.
Pflegeheime schützen
Jochen Gust: Die (Neben-)Diagnose Demenz ist in Geriatrien keine Seltenheit. Bei fortgeschrittener Demenz ist es den Betroffenen kaum oder nicht mehr möglich, sich an (verschärfte) Hygieneregeln oder gar Isolationsbedingungen zu halten. Welche besonderen Herausforderungen und Maßnahmen sind im Rahmen der Pandemie in der geriatrischen Versorgung von Patienten mit Demenz sinnvoll und von Ihnen ergriffen worden?
Alexander Meinhardt: Unser Haus verfügt über eine Demenzstation, welche als abgeschlossene, kleine Einheit fungiert und wo besonders geschultes Personal arbeitet, welches auch schon vor CORONA mit infektiösen Patienten gut umgehen konnte. Problematisch sind die Patienten mit guter Mobilität, fehlender Krankheitseinsicht und herausfordernden Sozialverhalten. Daher ist es so wichtig aktuell die Pflegeheime vor CORONA zu schützen, damit diese Menschen in Ihrer gewohnten Umgebung verbleiben können.
Ich danke Herrn Dr. Meinhardt für die unkomplizierte Zusammenarbeit.
Jochen Gust
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