Theaterspielen mit und für Menschen mit Demenz

Das hier vorgestellte Buch ist recht speziell. Theaterspielen mit und für Menschen mit Demenz vermittelt Erfahrungen und eine Vielfalt an Möglichkeiten der Theaterarbeit mit Betroffenen.

Das Buch *„Theatertechniken für Menschen mit Demenz“ von Jessica Höhn (u.a. Theaterpädagogin), Erpho Bell (u.a. Autor und Regisseur) und Michael Ganß (u.a. Kunsttherapeut) umfasst 180 Seiten und ist im Mabuse-Verlag erschienen.

Mir war von den Autoren bisher nur Michael Ganß ein Begriff, wenn ich ihn auch nie persönlich kennengelernt habe. Das Buch richtet sich an jene, die mittles Theatertechniken Menschen mit Demenz erreichen wollen, zur Lebensqualität beitragen und sich in entsprechenden Projekten engagieren oder diese initiieren wollen. Es ist kein „Alltagsbuch“ für Pflege- und Betreuungskräfte und auch keins für pflegende Angehörige in meinen Augen. Schon auf den ersten Seiten wird die Spezialisierung deutlich, wenn die Autoren relativ viele Seiten zur Handhabung des Buchs und dessen Sinn und Zweck verwenden (müssen).

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Ab Seite 25 wird sich mit dem Thema Lebensqualität auseinandergesetzt:

„Es kann davon ausgegangen werden, auch Menschen mit ausgeprägter Beeinträchtigung der Kognition haben ein Empfinden zu ihrer Lebensqualität, und über einen langen Zeitraum des demenziellen Prozesses haben die Betroffenen die Fähigkeit, ihre individuelle Lebensqualität differenziert zu bewerten.“.

Theaterarbeit, so wird fortgeführt, bedeutet denn auch aktive gesellschaftliche Teilhabe, soziale Akzeptanz, Integration, kann sinnliche und emotionale Erfahrungen bieten und einiges mehr. Lebensqualität wird aus verschiedenen Blickwinkeln dargestellt bzw. Untersuchungen dazu und Instrumente im Wandel der Zeit angesprochen. Etwas aus der Zeit gefallen hingegen wirken die längeren Passagen, die sich mit einer angeblich weit verbreiteten (im Sinne von üblichen) Sichtweise befassen, dass Menschen mit Demenz keine vollwertigen Mitglieder der Gesellschaft (mehr) wären. Das wirkt zum Teil etwas sehr „80iger“, wenn es auch kaum verwundert im Hinblick auf die angeführten Quellen /Zitate.  

Leser*innen die sich mit dem Gedanken tragen, ein Theaterprojekt zu initiieren können von den im Buch enthaltenen Erfahrungsberichten sicher profitieren. Angenehm ist, dass in den Schilderungen auch Hürden, mögliche Kritik und Bedenken aufgenommen werden und Möglichkeiten aufgezeigt, damit umzugehen. Bücher in Sachen Demenz sind häufig dann besonders wertvoll und hilfreich, wenn sie von Macherinnern und Machern, von Umsetzer*innen geschrieben wurden – also von Leuten, die tatsächlich Dinge bewegt und bewirkt haben, statt lediglich über Praktikums- und Schreibtischerfahrung zu verfügen. Das ist hier erkennbar der Fall. Ob geeignete Räume, Gruppengrößen, Zeitbedarf, Finanzierung, Abläufe oder auch mögliche Themen – hier bietet das Buch eine ganze Menge Informationen.

Ich kann mir vorstellen, dass es genau der richtige Ratgeber für beruflich Theater- und Kulturschaffende ist. Aber auch Menschen die sich als Laienschauspielende auf kleineren Bühnen engagieren und hier viel Erfahrung haben und sich vorstellen können, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse beim Thema Demenz einzubringen werden mit dem Buch sicher eine nützliche Informationsquelle in den Händen halten. Inspiration inbegriffen.

Jochen Gust

Weitere Buchvorstellungen finden Sie auf dieser Webseite, z.B. zum Thema Bindung und Demenz.

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Titelbild: Monica Silvestre on pexels

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