Die meisten Menschen mit Pflegebedarf werden zu Hause versorgt. Pflegende und betreuende Angehörige von Menschen mit Demenz sind häufig vor besondere Situationen und Herausforderungen gestellt. Auf der Insel Fehmarn in Schleswig-Holstein soll Ihnen im Rahmen eines Projektes der Alzheimer Gesellschaft Ostholstein e.V. geholfen werden.
Aufbau eines Netzwerks an Unterstützern
Die Alzheimer Gesellschaft hat aktuell ihren Sitz in Bad Malente. Etwa 200.000 Menschen leben im Kreis Ostholstein. Von Malente bis Burg auf Fehmarn sind es rund 60km mit dem Auto. Auf der Ostseeinsel sollen künftig Menschen mit Demenz und ihre pflegenden und betreuenden Angehörigen im Rahmen der Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz mit dem Projekt „Demenzinitiative für Fehmarn“ mehr Rat und Unterstützung erfahren.
4 Fragen an den Vorsitzenden der Alzheimer Gesellschaft Ostholstein e.V. Christian Burgdorf
Jochen Gust: Herr Burgdorf – auf Fehmarn leben etwa 13.000 Menschen. Warum startet ausgerechnet dort ein eigenes Projekt in Sachen Demenz?
Christian Burgdorf: Die Insel Fehmarn ist sicher ein schönes Fleckchen Erde, gerade für Touristen. Aber es gibt bisher kein effektives Netzwerk zur Unterstützung für die Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind und für deren pflegende Angehörige. Das soll durch das Projekt nachhaltig verändert werden.
Jochen Gust: Wie soll die Demenzinitiative Fehmarn aussehen und konkret bieten?
Christian Burgdorf: Das Projekt wird ja von den verschiedensten Anbietern, die sich mit dem Thema Demenz befassen, betrieben. Es werden daher Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen angeboten. Das geht beispielsweise vom Angebot einer Selbsthilfegruppe für die Pflegenden, über die Demenz Partner Schulung auch für Interessierte, die keine erkrankten Angehörigen haben, aber vielleicht beruflich damit zu tun haben, bis hin zur Beratung über unterstützende Maßnahmen. Wie kann zur Entlastung die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden oder gibt es die Möglichkeit, dass eine Betreuungskraft in die Häuslichkeit kommen kann? Das sind u.a. Fragen, die wir beantworten wollen.
Unterstützung auch nach 2026
Jochen Gust: Das Projekt ist erst gestartet – aber machen Sie und die Kooperationspartner sich schon heute Gedanken zur Nachhaltigkeit? Die Förderung des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist ja endlich. Was wird bleiben nach dem Förderzeitraum?
Christian Burgdorf: Natürlich machen wir uns darüber Gedanken. Wir müssen im Laufe des Projekts, also bis Ende 2026, für die Nachhaltigkeit sorgen. Sonst wäre die „Demenzinitiative für Fehmarn“ nicht viel wert. Wir müssen also in der Zeit die Anbieter, die es bereits auf und vor der Insel im Kreis Ostholstein gibt, so stärken, dass die Betroffenen auch nach 2026 hilfreich unterstützt werden können.
Jochen Gust: Was zeichnet Ihrer Ansicht nach ein gutes lokales Unterstützungsnetzwerk für Betroffene und Angehörige aus?
Christian Burgdorf: Ein Netzwerk lebt durch die Verknüpfung der einzelnen Mitglieder. Weiß der eine nicht weiter, kann er die Hilfesuchenden weitervermitteln. Es darf keine Konkurrenzveranstaltung sein. Es muss als ein fachliches Miteinander zum Wohle der Betroffenen gesehen werden.
Ich hoffe, dass wir das hinbekommen. Aber davon bin ich nach dem ersten Treffen der Kooperationspartner, das Ende Januar stattgefunden hat, absolut überzeugt.
Jochen Gust: Vielen Dank für die Informationen und Antworten.
Die Alzheimer Gesellschaft Ostholstein e.V. wurde 2021 gegründet und schloss damit einen „blinden Fleck“ in Sachen Alzheimer Gesellschaften auf der Landkarte Schleswig-Holsteins. Sie wird auch unterstützt vom Kompetenzzentrum Demenz Schleswig-Holstein.
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