2022 – was für ein Jahr, oder? Hatten Sie auch so viele Hoffnungen und Erwartungen an Verbesserungen in der Pflege und für Pflegebedürftige? Um den Jahreswechsel nutzen viele Menschen die Gelegenheit Bilanz zu ziehen – und Vorsätze, die ins Leere laufen.
Die hohe Belastung bleibt
In der Pflege sind Menschen hohen Belastungen ausgesetzt. Der Personalmangel, die Unterfinanzierung. Häufig kommt in den Berichten und Artikeln allerdings wenig vor, was das am Ende für Pflegebedürftige bedeutet. Es wird – richtigerweise – über die zum Teil nicht mehr zu ertragenden Arbeitsumstände von Pflegefachpersonen gesprochen. Über pflegende Angehörige, denen es an Geld mangelt und für die es nicht genügend ambulante Unterstützungsangebote gibt.
Am Ende trifft es die Alten
Was Dritte gerne dabei übersehen: es geht dabei nicht um „gewerkschaftsartige“ Forderungen, die das Arbeitsleben besser machen. Vielfach geht es darum, überhaupt eine angemessene, würdevolle Pflege (wieder) leisten zu können.
2022 sollte die Erhöhung des Pflegegeldes kommen laut Koalitionsvertrag der Ampelregierung. Passiert ist nichts. Der Bundesgesundheitsminister reagiert auf akute Krisen wie die der Kinderkliniken. Aber plant er auch vorausschauend? Wie hoch hängt das Thema Pflege bei der Ampel? Auch im Koalitionsvertrag versprochen war eine Vollbefragung der Pflegekräfte hinsichtlich ihrer Selbstverwaltung – auch da: außer Worthülsen oder schlecht versteckter Ahnungslosigkeit: nichts.
2023 – vielleicht ein Pflegejahr?
Hoffnung muss man immer haben und vielleicht entdeckt die Bundesregierung 2023, dass sie etwas unternehmen muss. Ist doch erstaunlich, dass wir trotz des größten Militärbudgets Europas eine desolate Bundeswehr haben – aber mal eben 100 Mrd. zusätzlich zur Verfügung stellen können. Wo bleibt das Sondervermögen Pflege? Die Pandemie und die Energiekrise haben gezeigt, wie schnell diese Regierung – das größte demokratische Parlament der Welt gemessen an der Anzahl der Diätenempfänger – Gesetze anpassen, ändern und verabschieden kann. Pflege wird weiter vertröstet. Auf irgendwann. Noch ne Kommission, noch ne Übergangszeit. Noch ein Gremium. Allerdings: unternehmen Bund und Land nichts, wälzen Sie gerade den Aufwand und auch die finanzielle Belastung auf die Kommunen ab. Die müssen nämlich einspringen, wenn Pflege nicht mehr einspringt.
Den Verantwortlichen sollte klar sein, dass damit jeden Tag Rechtsbrüche und Leid verbunden sind. Man kann argumentieren, dass es vielen Menschen egal ist weil Pflege wie Schule für die meisten Menschen nur einen kleinen, überschaubaren Teil des Lebens ausmacht. Dann sind andere Dinge wichtig. Denen sei gesagt:
Die Schule habt Ihr vielleicht hinter Euch. Auf die Altenpflege lauft Ihr zu. Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren. Eigentlich, so könnte man sagen, kommt der Jahreswechsel viel zu früh. Denn was die Pflege angeht, dürfte das Jahr noch lange nicht fertig sein.
Im Januar werde ich in Demenz Pflege und Betreuung als Topthema Schlafstörungen bei Demenz haben und hier im Blog wird es etwas zur kulturellen Teilhabe von Menschen mit Demenz geben und auch zur Digitalisierung.
Allen FollowerInnen, Leserinnen und Lesern und allen Mitstreitern und den vielen Gesprächspartnern in Sachen Demenz ein frohes neues Jahr 2023 – mit welchen guten Vorsätzen auch immer: ich wünsche Ihnen gutes Gelingen.
Jochen Gust
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