Da ist sie wieder, eben mit der Post gekommen. Die pflegen: Demenz. Ausgabe 4. Quartal 2020. Das Magazin erhalte ich bereits eine gefühlte Ewigkeit. Und oft habe ich es tatsächlich auch gelesen. Ich bekomme so viel zugesandt in Sachen Demenz, dass ich gut auswählen muss womit ich mich näher befasse, wofür ich mir die Zeit nehme. pflegen:Demenz jedoch landete fast nie auf dem „irgendwann-später“-Stapel.
Detlef Rüsing hat mit pflegen:Demenz die erste deutschsprachige Fachzeitschrift zur professionellen Versorgung von Menschen mit Demenz gegründet. Das war 2006. Sie erscheint seitdem quartalsweise im Friedrich-Verlag. Ich habe mehrere Artikel darin veröffentlicht, bin schließlich auch Mitglied im Redaktionsbeirat geworden. Detlef Rüsing fungierte als Chefredakteur und Herausgeber, prägte das Magazin nachhaltig. Typisch für ihn einerseits, dass auch Stimmen und Artikel die gewiss nicht unbedingt seiner persönlichen Meinung entsprachen, erschienen sind. Immer ging es um die Verbesserung in der Versorgung von Menschen mit Demenz – ebenso wie um diejenigen, die das jeden Tag leisten.
Auch persönlich habe ich Detlef Rüsing mehr als einmal getroffen. Die „Szene“ ist in Deutschland so riesig nicht, man läuft sich auf bestimmten Veranstaltungen immer mal über den Weg. Und manchmal ist man sich sogar sympathisch. Wie in allen anderen Branchen eben auch. Auch manchem Vortrag von ihm habe ich dabei gerne zugehört. Und der ein oder andere Anruf von ihm hat mich auch richtig unter Stress gesetzt. Schaffen auch nicht viele.
Mir sind gewisse „Typen“ meist sympathisch. Ein Menschentypus, der Konflikte und Auseinandersetzungen sowohl öffentlich als auch nichtöffentlich mit dem rhetorischen Florett fechten kann. Aber eben auch mit voller Überzeugung in der Lage ist, den verbalen Morgenstern auszupacken in der Sache. Gerade dann wenn klar ist, dass das nicht immer mit standing ovations honoriert wird. Haltung zeigen, sich Haltung bewahren. Konsequent sein.
Ich bedaure den Weggang von Detlef Rüsing als Herausgeber und Chefredakteur von pflegen:Demenz. Und bin gespannt auf die neuen Projekte und Vorhaben, die ihm nicht nur zuzutrauen sind, sondern ganz gewiss schon in der Pipeline. Bis dahin lohnt sich für alle Interessierten auch immer der Besuch des Dialogzentrum Leben im Alter.
Der Friedrich-Verlag hat eine große Lücke zu füllen.
Jochen Gust
Vielen lieben Dank für die Blumen. Es war mir eine Freude!