Pflege bleibt menschlich: Medizinethiker warnt vor Missverständnissen beim Einsatz sozialer Roboter

Soziale Roboter können in der Pflege unterstützen, aber sie dürfen menschliche Zuwendung nicht ersetzen. Davor warnt der Medizinethiker Robert Ranisch von der Universität Potsdam. „Roboter sollen Pflegekräfte nicht ersetzen, sondern entlasten“, betont er in einem aktuellen Beitrag bei evangelisch.de. Er plädiert für eine nüchterne, aber verantwortungsbewusste Haltung gegenüber technikbasierten Assistenzsystemen in der Altenpflege. In einem Krankenhaus in Taiwan wird derzeit ein kollaborativer Roboter getestet – lesen Sie hier das Interview.

Robotik und KI in der Pflege

Ranisch unterscheidet zwischen rein funktionalen Robotern, etwa für Transport oder Monitoring, und sogenannten sozialen Robotern, die auf zwischenmenschliche Interaktion ausgelegt sind. Letztere werden zunehmend in Pflegeeinrichtungen getestet – auch im Umgang mit Menschen mit Demenz. Dabei können sie beispielsweise an Medikamente erinnern, zu Bewegungen anregen oder emotionale Nähe simulieren. Doch genau hier sieht der Ethiker eine ethisch heikle Grenze: Bei Menschen mit Demenz besteht die Gefahr, dass Roboter als reale Bezugspersonen missverstanden werden. „Wenn wir Pflegebedürftigen eine soziale Nähe nur vorspielen, betreiben wir letztlich eine Form der Täuschung“, warnt Ranisch.

E-Care, gefördert von der Bundesregierung

Im Projekt E‑cARE, das Ranisch leitet, entwickeln Bürger:innen zusammen mit Wissenschaftler:innen ethische Leitlinien für den Einsatz sozialer Roboter in der Altenpflege. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem demenzsensiblen Umgang mit künstlicher Interaktion.

Auf die Ergebnisse wird mit Spannung gewartet.

Möchten Sie über neue Artikel und Infos rund ums Thema Demenz informiert werden?

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter um nichts mehr zu verpassen.

Kein Spam! Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung.

Jochen Gust

Pflegefachperson, Projektmitarbeiter, Demenzbeauftrager im Krankenhaus, Autor, Moderator, Dozent

Related Posts

Kindheitserfahrungen und Demenz: Unerwartete Zusammenhänge auch für die Pflegepraxis

Allgemein gilt die Faustregel: Belastungen in der Kindheit erhöhen das Risiko für spätere Erkrankungen – auch für Demenz. Doch eine aktuelle Studie aus Alzheimer’s & Dementia (2025) zeigt ein komplexeres…

Continue reading
Metformin senkt Demenz- und Sterberisiko bei Übergewichtigen und Adipösen

Metformin ist eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Medikamente zur Behandlung von Typ-2-Diabetes. Es senkt den Blutzucker, indem es die Zuckerproduktion in der Leber vermindert und die Empfindlichkeit der Körperzellen…

Continue reading

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You Missed

Angehörige bleiben größter Pflegedienst in Deutschland – Politik muss Strukturen anpassen

Angehörige bleiben größter Pflegedienst in Deutschland – Politik muss Strukturen anpassen

Pflege Angehörige: Einkommen ok – aber überlastet

Pflege Angehörige: Einkommen ok – aber überlastet

Samuel L. Jackson setzt sich mit anderen Prominenten mit persönlichem Engagement gegen Alzheimer ein

Samuel L. Jackson setzt sich mit anderen Prominenten mit persönlichem Engagement gegen Alzheimer ein

Pflegeausbildung: nicht alle bleiben bis zum Schluss

Pflegeausbildung: nicht alle bleiben bis zum Schluss

Kindheitserfahrungen und Demenz: Unerwartete Zusammenhänge auch für die Pflegepraxis

Kindheitserfahrungen und Demenz: Unerwartete Zusammenhänge auch für die Pflegepraxis

Demenz im Krankenhaus: warum die Versorgung so oft scheitert und was sich ändern muss

Demenz im Krankenhaus: warum die Versorgung so oft scheitert und was sich ändern muss