
Eine neue Studie stellt die bisherige und weit verbreitete Annahme in Frage, dass Verheiratete ein geringeres Demenzrisiko aufweisen. Die Studie prüfte den Zusammenhang bei älteren Erwachsenen. 24107 Personen (Durchschnittsalter 71,8 Jahre) wurden über einen Zeitraum von 18 Jahren begleitet.
Ergebnisse werden viel diskutiert
Im Vergleich zu Verheirateten hatten Verwitwete ein um 27 % geringeres Risiko, Geschiedene ein um 34 % geringeres Risiko und niemals verheiratete Personen ein um 40 % geringeres Risiko.
Auch nach Kontrolle für demografische, verhaltensbezogene, klinische, genetische und diagnostische Einflussfaktoren blieben die Ergebnisse Signifikant. Das Muster galt auch für Alzheimer- und Lewy‑Body‑Demenz, zeigte sich jedoch nicht bei vaskulärer Demenz oder leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI). Die Ergebnisse ließen zudem vermuten, dass die Demenzdiagnose bei Unverheirateten eher verzögert erfolgen könnte. Schlussfolgerung: Unverheiratete ältere Menschen hatten ein niedrigeres Demenzrisiko als Verheiratete. Entweder wird bei diesen später diagnostiziert oder die eher verbreitete Annahme, dass Ehe vor Demenz schützt, steht infrage. Interessanterweise war es auch weniger wahrscheinlich, dass unverheiratete Personen von leichten Gedächtnisproblemen in eine voll ausgeprägte Demenz übergingen.
Heiraten an sich bietet keinen Schutz
Andere Studien deuten darauf hin, dass nicht die Ehe selbst, sondern die Stärke sozialer Bindungen für die geistige Gesundheit entscheidend sein könnte. So ergab eine 2022 in Frontiers in Aging Neuroscience veröffentlichte Studie, dass Menschen mit starken sozialen Netzwerken – unabhängig davon, ob sie verheiratet waren oder nicht – eine bessere kognitive Gesundheit und ein geringeres Demenzrisiko hatten. Das bedeutet: Für verheiratete Menschen kann es zwar hilfreich sein, sozial aktiv und emotional verbunden zu bleiben – die Ehe allein garantiert diesen Schutz aber nicht.