Wie man einer Demenz vorbeugen kann, sein persönliches Risiko senken, ist in den vergangenen Jahren mehr und mehr zum Thema geworden. Auch Sport gehört dazu. Jedoch gibt es mittlerweile auch eine Reihe von Untersuchungen, die Risiken aufzeigen: FussballspielerInnen scheinen ernsthafte Folgen befürchten zu müssen.
2020 befasste ich mich erstmals näher mit dem Demenzrisiko von Fußballspielern. Immer wieder gab es Pressemeldungen und Berichte aufgrund von Studien, die auf ein höheres Demenzrisiko hinwiesen – längst auch nicht mehr nur in neurologischen Fachmagazinen.
Kaum Antworten zu Schutzkonzepten der Vereine
Ich schrieb damals eine ganze Reihe von Bundesligavereinen an und auch den DFB bzw. die DFL. Es gab jedoch kaum Antworten auf die Fragen, ob die Risiken bekannt sind und welche Maßnahmen man ergreift um diesen zu begegnen. Der FC Augsburg beispielsweise bestätigte allerdings, dass „ (….) es umfassende Konzepte gibt, die eine umfassende medizinische und vor allem regelmäßige Betreuung sicherstellen und diese auch entsprechend regelmäßig und umfassend in unterschiedlichen Leistungsfaktoren, auch im Bereich der kognitiven Leistungsfähigkeit, untersucht. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass wir nach Rücksprache mit unseren Ärzten diese nicht im Detail darlegen werden.“. Der SC Freiburg bejahte in seiner Antwort, dass man sich der Gefahren bewusst sei und ein jährliches neurologisches Screening durchführe.
Risiko Kopfbälle
Richtig ist, dass Studien immer wieder auf das erhöhte Risiko einer neurodegenerativen Erkrankung von Fußballern hinweisen. Während die Sportler insgesamt ein etwas geringeres Sterberisiko aufwiesen was Herz- Kreislauferkrankungen angeht, sieht es bei neurodegenerativen Erkrankungen anders aus. Hier schloss das Forscherteam aus seinen Erkenntnissen, dass es bei den Fußballern um den Faktor 3,5 höher ausfällt, als in der Normalbevölkerung.
Ganz aktuell verweist die Deutsche Gesellschaft für Neurologie in Ihrem Artikel u.a. auf eine Untersuchung aus Schweden: demnach haben Feldspieler im Profi-Fußball ein um 50% erhöhtes Risiko, später Alzheimer zu entwickeln.
Viele Wege führen in die Verwirrtheit
Alzheimer ist, so weit bekannt, ein Epiphänomen – viele Wege führen zum „Ziel“ bzw. zum Ausbruch. Vermutlich wird sich nie die eine Ursache finden lassen, sondern mehrere Faktoren führen schließlich zur Erkrankung. Daneben gibt es auch eine ganze Reihe anderer Erkrankungen oder chronischer kognitiver Störungen und Folgen. Sicher ist aber: Traumen sind schlecht fürs Gehirn. Auch solche, die nicht klinisch bzw. medizinisch behandelt werden (müssen) – Mikrotraumen. Jeder Schlag an den Kopf, jeder Sturz ohne Helm, jeder Zusammenprall – und jeder (Kopf)Ball zählt: wir sind die Summe dessen, was unser Gehirn erlebt und im Lauf unseres Lebens mitmacht.
2022 hat dann sogar der DFB reagiert – zumindest ein kleines bisschen.
Jochen Gust
Titelfoto: Dean Gnjidic (pexels)
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