„Sterbende begleiten“ – Bedürfnisse achten und Haltung entwickeln

Das Buch mit dem Titel „Sterbende Begleiten“ von Hans-Jürgen Wilhelm und Tobias Kurtz ist im Dezember 2021 erschienen und will zur Auseinandersetzung mit den damit verbundenen Themen anregen.  

Am Ende eines jeden Lebens steht der Tod. Pflegefachleute sind in vielfältiger Weise gefordert mit ihm und auch den begleitenden Prozessen umzugehen. Sie sind da, wenn es ans Sterben geht und begegnen häufig auch der Trauer Hinterbliebenen. Eine selbstreflektierte Haltung ist wesentlich, um den Belastungen die das mit sich bringt auch dauerhaft gewachsen zu sein.

4 Fragen an den Autor Dr. Hans-Jürgen Wilhelm

Jochen Gust: Herr Dr. Wilhelm, was kann man zum Thema auf gerade mal 76, reichlich mit Zeichnungen angereicherten Seiten, tatsächlich zum Thema beitragen?

Hans-Jürgen Wilhelm: Das Ziel des Buches ist es vor allem, dazu anzuregen, sich selbst intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es soll und Denkanstöße zu geben und vielleicht den ein oder anderen neuen Blickwinkel eröffnen. Es geht gerade nicht darum, vorgefertigte Antworten zu liefern, sondern dabei zu helfen, eigenen Antworten, die für jeden einzelnen andere sein können, zu finden.

Dr. Hans-Jürgen Wilhelm; Soziologe und Jurist, Vorstand des Elisabeth Alten- und Pflegeheim (Hamburg) und Autor mehrerer fachbezogener Publikationen und Bücher.

Jochen Gust: Im Buch ist ein Thema, dass wir den Tod aus unserem Alltag weitgehend verdrängt hätten. Ist das so, kann man das überhaupt angesichts von Katastrophen, Kriegen und Anschlägen? Ist der Tod nicht vielmehr allgegenwärtig?

Hans-Jürgen Wilhelm: Sicherlich hat sich die Situation in der Welt für uns hier in Europa durch den Ukraine Krieg nochmals verändert. Aber wie im Buch beschrieben, geht es nicht um den anonymen Tod der Anderen im Fernsehen oder in Filmen. Für uns ganz individuell in unserem persönlichen Leben ist unser persönlicher Tod sicherlich nicht so alltäglich, wie er dies früher war.

In der Altenpflege gehört der Tod dazu

Jochen Gust: In der Altenpflege gehört das Sterben der versorgten Klientel dazu. Oftmals nach monatelanger oder sogar jahrelanger Versorgung. Was macht das mit Pflegekräften und welche Bedingungen unterstützen darin, die Situation zu bewältigen?

Hans-Jürgen Wilhelm: Das ist eine zentrale Frage für unser Buch gewesen. Ich bin davon überzeugt, dass der erste wichtige Schritt hierbei ist, sich selbst ganz persönlich über die eigene Haltung und die eigenen Wünsche und Vorstellungen im klaren zu werden. Hierzu soll das Buch anregen. Es soll aber ebenfalls dazu ermutigen, in den Teams viel mehr über dieses Thema und auch die damit verbundenen Emotionen offen zu sprechen und sich dabei gegenseitig zu unterstützen.

Jochen Gust: Bei gegenwärtiger Arbeitsverdichtung und Personalmangel – wie kann Pflege überhaupt noch zu einem „gelingenden Sterben“ beitragen? Ist das unter ständigem Zeitdruck überhaupt noch möglich, wenn es auch um Begriffe wie „Würde“ geht?

Hans-Jürgen Wilhelm: Da dies eine sehr aktuelle und wichtige Frage ist, befasse ich mich in meinem neuen Buch mit dem Thema  „Werte“ und „Wertekonflkte“ in der Pflege. Es wäre eine Bankrotterklärung der Pflege, wenn dies nicht möglich wäre.

Jochen Gust

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Das Buch „Sterbende begleiten“ ist bei Vincentz erschienen, 76 Seiten; 16,90 Euro gedruckt, als E-Book 12,90 Euro. 9783748605508.

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