Der neue World Alzheimer Report 2025 von Alzheimer’s Disease International trägt den Titel „Reimagining life with dementia – the power of rehabilitation“. Er fordert einen Paradigmenwechsel: Menschen mit Demenz sollen nicht länger von Rehabilitationsprogrammen ausgeschlossen werden, sondern systematisch Zugang erhalten. Für Pflegefachpersonen und Mediziner in Deutschland ergeben sich daraus wichtige Fragen für die Praxis.
Rehabilitation – mehr als Krankengymnastik
Rehabilitation bei Demenz bedeutet nicht allein Physiotherapie oder Ergotherapie. Gemeint ist ein ganzheitlicher Ansatz, der kognitive, körperliche, kommunikative und soziale Fähigkeiten fördert. Ziel ist, dass Betroffene ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich behalten und ihre Alltagsziele erreichen können – etwa selbst einkaufen, einfache Tätigkeiten im Haushalt übernehmen oder weiterhin am sozialen Leben teilnehmen. Studien, die im Report vorgestellt werden, zeigen, dass individuell zugeschnittene Rehabilitationsmaßnahmen Wirkung zeigen: Menschen mit Demenz bewältigen Alltagsaufgaben besser, gewinnen Selbstvertrauen zurück und können im Durchschnitt länger zu Hause leben, bevor ein Umzug ins Pflegeheim nötig wird. Damit hat Rehabilitation nicht nur einen direkten Nutzen für die Betroffenen und ihre Angehörigen, sondern auch eine gesundheitsökonomische Bedeutung: Sie entlastet Pflege- und Gesundheitssysteme, weil Krankenhausaufenthalte und Heimeintritte hinausgezögert werden können.
Was heißt das für die Praxis in Deutschland?
In der deutschen Versorgung ist Rehabilitation für Menschen mit Demenz bislang kein fester Bestandteil. Zwar gibt es geriatrische Rehabilitationskliniken, doch oft werden Patientinnen und Patienten mit Demenz dort nicht aufgenommen, da ihnen fehlende „Rehafähigkeit“ unterstellt wird. Diese Haltung kritisiert der Report ausdrücklich. Pflege und Medizin sind aufgefordert, Rehabilitation als integralen Teil der Demenzversorgung zu begreifen.
Rehabilitatives Denken gehört in den Alltag – ob in der ambulanten Pflege, im Heim oder im Krankenhaus. Pflegefachpersonen können Fortschritte am besten beobachten, dokumentieren und durch alltagsnahe Aktivierung unterstützen. Für Ärztinnen und Ärzte heißt es, Rehabilitation frühzeitig in die Behandlungsplanung einzubeziehen und sie nicht als „Sonderleistung“, sondern als selbstverständlichen Bestandteil der Versorgung zu verstehen.
Rehabilitation ist keine Luxusleistung – auch nicht für Angehörige
Der Report wirft die Frage auf, wie gut die deutsche Versorgungslandschaft aufgestellt ist, um Rehabilitation für Menschen mit Demenz tatsächlich anzubieten. Der World Alzheimer Report 2025 stellt klar: Rehabilitation ist kein Luxus, sondern ein notwendiger Bestandteil der Demenzversorgung. Für Deutschland bedeutet das, bestehende Barrieren abzubauen und geriatrische Reha-Einrichtungen stärker für Menschen mit Demenz zu öffnen. Pflegefachpersonen, Mediziner und Angehörige sind gemeinsam gefordert, Rehabilitation in den Alltag zu integrieren – damit Demenz nicht nur mit Verlust verbunden ist, sondern auch mit Erhalt von Fähigkeiten, Selbstständigkeit und Teilhabe.
Auch rehabilitative Behandlungen für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sind rar gesäte Angebote. Denn häufig können die Angehörigen ihren Menschen mit Demenz für eine Reha nicht einfach allein lassen, von jemand Drittem betreuen lassen. Kurzzeitpflegeplätze zu bekommen wird zudem immer schwieriger. In Ratzeburg kann die Person mit Demenz daher mit aufgenommen werden. Andere Kliniken bieten Unterstützung bei der Organisation eines Kurzzeitpflegeplatzes für die Dauer der Reha des Angehörigen an. Beispiele, die Schule machen sollten. Da die häusliche Versorgung der Betroffenen enorme Belastungen mit sich bringen kann mit ernsten gesundheitlichen Folgen, ist es sinnvoll Angehörige frühzeitig über die Möglichkeiten zu informieren. Auch das kann eine (verfrühte) Heimübersiedlung vermeiden helfen, und über die Rehamaßnahme hinaus präventive Wirkung für die Gesundheit pflegender Angehöriger entfalten.



